Pfarrer Hermann Eisenhut


Pfarrer im „Dritten Reich“

Hermann Eisenhut, der sich 1932 als wohlwollender Berater der NSDAP-Ortsgruppe betätigt hatte, im Herbst dieses Jahres aber kritisch geworden war, wies im Juni 1933 Kühls Vorwürfe an die Rundbriefgemeinschaft wegen mangelnder nationalsozialistischer Begeisterung zurück und vermerkte voller Genugtuung und dankbar das harte, brutale Vorgehen der Nationalsozialisten gegen die „gottlosen Bolschewisten“, deren Machtübernahme am Ende der Weimarer Republik vermeintlich gedroht habe:

„Heute ist wohl keiner unter uns, der nicht von dem reinen und edlen Wollen Hitlers sich überzeugt hätte. Wir müssen nur immer wieder an das denken, was vorher war und was uns in nächster Zukunft bevorstand, dann schweigen alle kleinlichen Bedenken und wir sehen jetzt eine neue Gnadenzeit für uns und unser Volk, die es freilich auch gilt zu nützen, ehe sie mit ihren Möglichkeiten vielleicht wieder entschwunden ist. [...] Jedenfalls ist man nun von dem schweren Alpdruck befreit, weil Hindenburg, der gute alte Mann, aus dieser widernatürlichen Bindung mit Schwarz und Rot herausgelöst ist und in der Front steht, in die er gehört. [...] Wenn es auch gewiß ist, daß man religiöse und sittliche Grundsätze nicht kommandieren kann, so ist doch ebenso gewiß, daß der neue Staat jenen unheimlichen Mächten der Entchristlichung und Zerstörung die starken Fäuste in den Nacken gesetzt hat und daß er auf der anderen Seite den Willen hat, alles zu fördern, was zur sittlichen und religiösen Erneuerung unseres Volkes führen kann. Es könnte heute ganz anders sein und das wollen wir nicht vergessen.“

Eisenhuts Eintrag vorn November 1933 ist ein Beispiel dafür, wie in der Phase der „Machtergreifung“ die eigene frühe Begeisterung für Hitler überbetont – Eisenhut hatte sich tatsächlich 1924 strikt gegen parteipolitische Betätigung von Pfarrern und 1928 für den CVD ausgesprochen – und die christliche Veredelung und Säuberung des Nationalsozialismus erhofft wurde:

„Ich war schon seit 1921 für Hitler, war 1923 mit [Hans] Schemm bereit, wenn Hitler nach Norddeutschland ziehen sollte, mich ihm in Bayreuth anzuschließen. [...] Ich habe deshalb auch immer den Christlichen Volksdienst bekämpft [sic], ebenso wie die Deutschnationalen. Aber trotzdem war ich auch der Hitlerbewegung gegenüber kritisch eingestellt, um ihr zu dienen, denn sie mußte ja und muß von vielen Menschen befreit werden, die nicht hineingehören.“

berichtete Eisenhut von der polizeilichen Überwachung seiner Aufklärungsabende zur kirchlichen Lage, von der er sich aber nicht habe beeinflussen lassen:

„Ich habe die schwerste Kritik geübt an Streicher, Rosenberg u.a. – man hat mich nie verklagt oder in die Zeitung gebracht.“

Im Gegensatz zu Schreiber könne er sich das als „langjähriger Nazi“ leisten; er habe sogar den Ortsgruppenleiter zurechtgewiesen. Man müsse nur „Schneid“ haben und dürfe an seiner grundsätzlichen Loyalität Hitler gegenüber keine Zweifel aufkommen lassen:

„Man kommt nicht gleich nach Dachau, wenn nur bekannt ist, daß man für Hitlers Sache arbeitet und nicht aus Nörgelsucht seinem Werke den Kredit versagt. Und ich meine, für Hitler sich einsetzen, das kann man heute mit gutem Gewissen, nachdem man nicht mehr nur vor Versprechungen steht, sondern sieht, wie dieser Treutste der Treuen seine Worte in die Tat umsetzt.“