Verband der Heimkehrer


Verband der Heimkehrer – Ortsverband Wildenreuth

Am 25.2.1950 fanden sich einige ehemalige Kriegsgefangene (Heimkehrer genannt) im Gasthaus Bayer in Wildenreuth zusammen, mit dem Ziel der Gründung eines Ortsverbandes der Heimkehrer in Wildenreuth, wie sie in anderen Gemeinden und Städten bereits zahlreich bestanden.
Nach eingehender Diskussion waren 17 Anwesende bereit, dem Verband beizutreten und man bildete auch sofort eine Vorstandschaft.
Es wurden gewählt:
Adam-Bergler zum 1. Vorsitzenden
Heinz Schmiglitz zum 2. Vorsitzenden
Die Vorstandschaft wurde beauftragt, sich mit dem Kreisverband Weiden in Verbindung, zu setzen und den Ortsverband dort anzumelden.

Ziele des Heimkehrerverbandes waren:
• Rückführung sämtlicher sich noch in Gefangensclaft befindlichen Personen.
• Vordringliche Wiedereingliederung sämtlicher Spätheimkehrer ins Berufsleben (Recht auf den alten Arbeitsplatz)
• Zahlung einer Entschädigung für die in Gefangenschaft geleisteten Reparationsleistungen.
• Klärung der Vernißtenschicksale
• Aufstellung von Mahntafeln

Der Ortsverband wuchs ziemlich schnell auf über 70 Mitglieder an.
Der Mitgliedsbeitrag betrug DM 0,20 monatlich, davon mussten DM 0,15 mtl. an den Kreisverband abgeführt werden.
Mit einem Beitragsanteil von DM 0,05 pro Mitglied und Monat konnte natürlich der Geschäftsbetrieb des Ortsverbandes nicht aufrecht erhalten werden.

Es wurde daher der Beschluß gefaßt, ein Theaterstück zur Aufführung zu bringen. Durch Zufall konnte ein zeitnahes Theaterstück aufgetrieben werden: „Marterl“, das ein Flüchtlingsschicksal beinhaltete. Dieses Stück fand bei der Bevölkerung einen so großen Anklang, daß es gleich viermal aufgeführt werden mußte:
• zweimal in Gössenreuth (im Trötsch-Saal)
• einmal in Kirchendemenreuth
• einmal in Krummennaab

Aus dem Erlös (ca. 1000,– DM, für die damalige Zeit sehr viel Geld) konnten DM 500.– der Gemeinde Wildenreuth übergeben werden, zur Anschaffung einer Gedenktafel am Kriegerdenkmal mit den Namen der Gefallenen des 2. Weltkrieges.

Außerdem wurde eine dringend erforderliche Schreibmaschine für den Ortsverband angeschafft.

Im Sommer 1950 nahm der Ortsverband mit ca. 60 Personen an einem Heimkehrertreffen in Pleystein teil. Ab 1950 wurden die jährlichen Heldengedenkfeiern am Kriegerdenkmal (Totensonntag) jeweils vom Heimkehrerverband organisiert.

Am 3. März 1951 wurde die Vorstandschaft neu gewählt:

Im Frühjahr 1951 wurde in Verbindung mit der Fahrschule Möstl aus Weiden in Wildenreuth ein Führerscheinkurs für sämtliche Klassen durchgeführt. Auf Grund einer Vereinbarung zwischen dem Kreisverband der Heimkehrer und der Firma Möstl wurden die Unkosten um 50 % ermäßigt. Über 20 Personen nahmen an diesem Kurs teil.

Im Herbst 1951 wurde die erste Mahntafel errichtet und im Vorhof der Kirche aufgestellt. Eine Tafel aus Eichenholz mit Motiv und den Namen der noch Gefangenen und Vermißten.
Am 26. 11. 1951 wurde die neue Tafel mit den Namen der Gefallenen des 2. Weltkrieges eingeweiht.

1952 wurde Josef Kammerer zum 1. Vorstand gewählt.
Im Sommer 1952 beteiligte sich eine Abordnung des Ortsverbandes an der Mahnmalein-weihung in Speichersdorf. Am 16.12.1952 konnten die Familien Fuchs und Winter in einer Feierstunde begrüßt werden.

(Zeitungsausschnitt)

Ein Leidensweg durch Rußland ist zu Ende
Begrüßungsfeier für die vor kurzem erst heimgekehrten Familien Fuchs und Winter
Wildenreuth. (gb) Am 18.12. fand im Trötschsaal in Gössenreuth eine Begrüßungsfeier für die erst vor kurzem aus Rußland heimgekehrten Familien Fuchs und Winter — insgesairht 11 Personen — statt. Ihre Vorfahren waren Im 17. Jahrhundert nach Galizien ausgewandert. Von dort mußten sie während des Krieges nach Oberschlesien flüchten. Aber dort konnten sie nicht lange bleiben. Die Russen überholten die Flüchtlinge.
Dabei wurde einer Frau, die sich unter den Heimgekehrten befindet, durch russische Tiefflieger ein Kleinkind direkt aus den Armen geschossen. Das Kind war sofort tot, die Frau verlor beide Hände. Ein weiteres Kind verlor einen Arm und ein Auge. Trotz dieser Verwundungen wurden sie mit nach Rußland verschleppt. Erst durch den Einsatz der deutschen Botschaft konnten sie nun gemeinsam zu ihren Angehorigen in die Bundesrepublik zurückkehren. Die jüngste Heimkehrerin ist eineinhalb Jahre, die älteste 76 Jahre alt. Der Heimkehrerortsverband hatte zu einer schlichten Begrüßungsfeier eingeladen. Auch Landrat Kreuzer war erschienen und schilderte in einer ergreifenden Ansprache das Schicksal der Heimgekehrten. Der VdK-Ortsverband Wildenreuth und der Heimkehrerverband überreichten als Begrüßungsgabe einen Geschenkorb. Das Raiffeisen-Lagerhaus spendete einen halben Zentner Weizenmehl. Auch durch die Ortsgruppe Windisch-Eschenbach der Arbeiterwohlfahrt wurde ein Geschenk überreicht. Pfarrer Schmidt umrahmte mit seinem Posaunenchor die Feier.

 

 

 

Im Jahre 1953 wurde eine Busfahrt durchs schöne Zottbachtal veranstaltet mit einem Besuch des Nachbarvereins Pleystein. Der Ortsverband Pleystein hatte extra für uns einen bunten Abend vorbereitet.
1954 erfolgte ein Ausflug zur Luisenburg mit Teilnahme an einer Festspielaufführung.
Am 17.4.1956 brannten durch Blitzschlag fast sämtliche Landwirtschaftlichen Nebengebäude unseres Mitgliedes Leonhard Kunz ab. Der Ortsverband überreichte als erste Hilfe eine Spende in Höhe von DM 80,–. Beim Wiederaufbau wurden von den Mitgliedern freiwillige Arbeitsstunden geleistet.
Nachdem das alte Mahnmal (Holztafel) im Laufe der Jahre ziemlich verwittert war, wurde beschlossen, ein neues aus Stein zu errichten. Die Namen wurden nicht eingemeißelt, sondern in einer Urkunde verewigt, die ins Fundament mit eingemauert wurde.
Die Einweihung des neuen Mahnmales wurde gleichzeitig verbunden mit einem Heimkehrertreffen in Wildenreuth. Sämtliche umliegenden Ortsverbände wurden zu diesem Treffen eingeladen. Der Spielmannszug Neuhaus führte den ca. 600 Mann umfassenden Festzug an, der sich am 6. Juli 1958 durch die Straßen von Wildenreuth bewegte. Am Vormittag erfolgte die Weihe des Mahnmales von den Geistlichen beider Konfessionen.
H. Sennert vom Ortsverband Pleystein hielt die Festansprache.

(Zeitungsausschnitt)

Im Gedenken an die vielen Opfer des Krieges
An der Einweihung des Mahnmals in Wlldenreuth nahmen viele Vereine teil
Am 6. Juli fand die Einweihung des vom Heimkehrerortsverband geschaffenen Mahnmals statt. Der Wettergott hatte zum Glück ein Einsehen mit den Veranstaltern. Vormittags fand die kirchliche Weihe durch die Geistlichen beider Konfessionen statt.
Zum Festzug am Nachmittag hatten sich zahlreiche Vereine aus der näheren und weiteren Umgebung eingefunden. Der Spielmannszug „Burg Neuhaus“, der sehr großen Anklang fand, führte den Festzug an. Ein Zug von ungefähr 600 Personen bewegte sich dann durch die reich geschmückten Straßen von Wildenreuth. Beim Kriegerdenkmal wurde ein Kranz niedergelegt. Auf dem Festplatz herrschte dann reger Betrieb. Die Festansprache hielt H. Sezmert vom Ortsverband Pleystein. Er dankte den Heimkehrern von Wildenreuth für die Errichtung dieses schönes Ehrenmals und betonte, daß mit dem Abschluß der Heimkehrerentschädigung und der Rückführung der Kriegsgefangenen die Aufgaben des Heimkehrerrverbandes noch lange nicht erfüllt seien. Kreisvorsitzender Kellner überbrachte die Grüße des Kreisverbands. Unter den Klängen der Kapelle Wurdack klang das Fest in einem geselligen Beisammensein aus.


 

Am 14.5.1960 wurde in einer schlichten Feier das 10jährige Bestehen des Ortsverbandes begangen. Festredner H. Sennert.

1962. Nachdem die Aufgaben des Heimkehrerverbandes erfüllt waren, löste sich der Ortsverband Wildenreuth gemäß seinem Anfangsversprechen wieder auf.
Über 50 Anträge auf Heimkehrerentschädigung mussten in der Zwischenzeit gestellt werden.
Die Entschädigung betrug ab 1.1.1947 DM 1.– und ab 1.1.1948 DM 2.– pro Tag Gefangenschaft.
Die Schreibmaschine und das Barvermögen von ca DM 200.– wurde dem Oberpfälzer Waldverein Wildenreuth übereignet, mit der Auflage, in Zukunft die Pflege des Mahnmales zu übernehmen.